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start:zeitungen:z1922

Blaues Ländchen Aktuell KW01-1922

Nastätten hat schon immer sein Bild verändert und das meist zum Positiven. Auch vor 100 Jahren gab es geteilte Meinungen zu Veränderungen.

Bucher Allee. Die meisten Leser dieses Blattes sind wohl schon den Weg gegangen, der von Nastätten nah Buch führt, und können sich der schönen Lindenallee, die diese Straße zierte, entsinnen. Im Hochsommer, wenn heiß die Sonne niederbrannte, hat mancher Wanderer, der diese Straße zog, dankbar zu den schattenspendenden Linden aufgeschaut. Wer erst ein fühlend Herz und etwas Sinn für Naturschönheit in sich trug, der weidete sein Auge an der prächtigen Lindenallee, dem war es zur Zeit der Lindenblüte eine Erquickung, den guten Duft einzuatmen, der lauschte dem Freudensummen der - emsigen Bienen mit Wonne. Mancher Naturfreund nutzte seine freie Stunden, indem er bedächtig genießend unter den blühenden Linden wandelte. Wen aber sein Weg oft ober sogar täglich unter den Linden hinführte, ober wer sie von seiner Arbeitsstätte im Felde täglich sah, dem sind die liebe Freunde geworben. Das Bild der schönen Lindenallee tat dem Fühlenden wohl. Sie war eine Zierde der Gegend, sie gehörte zum Landschafsbild. Alle Bewohner des Tälchens, alle Wanderer, die die Straße zogen, konnten sich dieser Naturschönheit freuen; sie war insofern gemeinsamer Besitz. Und jetzt wird sie verschandelt, zum Teil geköpft, zum Zeil gefällt. Es ist zwecklos, Betrachtungen anzustellen über zu weitgehende Anwendung des Nützlichkeitsprinzips, über Mangel an Schönheitssinn und Naturfreude, über Idealismus und Materialismus; das würbe die Linden nicht mehr retten. Auf jeden Fall aber gibt es viele Bewohner die dieses Tälchens denen jeder Art hieb in die Linden in der Seele wehe tut.

Blaues Ländchen Aktuell KW02-1922

Miehlen, 10. Januar 2022 – In einer hiesigen Familie wurde der schon so oft begangene Fehler gemacht, dass eine gefüllte Wärmflasche zugeschraubt in den Ofen gestellt wurde. Nach kurzer Zeit explodierte dieselbe und zertrümmerte den Ofen, glücklicherweise kam niemand hierbei zu Schaden.

Himmighofen, 10. Januar 1922 - Seit ungefähr 14 Tagen haben wir in unserem Ort wieder eine zweite Wirtschaft, indem Herr Emil Bingel eine solche auf vielseitigem Wunsch eröffnete.

Niederwallmenach, 13. Januar 1922 – Seit der großen Flandernoffensive 1917 trug Wilhelm Dillenberger von hier einen Granatsplitter etwas oberhalb des linken Knies bei sich, der ihm recht oft in der langen Zeit schwer zu schaffen machte. Die schmerzende Wunde die wiederholt heilte und immer wieder aufbrach, blieb seit letztem Herbst jedoch stets eiternd offen. DIESER Tage gelang es nun Herrn Dr. Kathrein in Nastätten auf operativem Wege den Fremdkörper zu entfernen, der ein äußerst scharfkantiger und verrosteter Splitter ist.

Nastätten, 9. Januar 1922 - Stiftung. Wie und mitgeteilt wird, beabsichtigt Frau Witwe Adolf Oppenheimer in London zur Erinnerung und zum dauernden Gedächtnis an ihren am 8. August 1921 verstorbenen Gatten eine Wohlfahrts-Stiftung zu errichten, mit einem Kapital von 150.000 Mark; die jährlichen Zinserträge sollen würdigen Familien aus Nastätten ohne Rücksicht auf die Konfektion zu Gute kommen. Eine nähere Besprechung hat am Mittwoch in Frankfurt stattgefunden, zwischen einem Vertreter der Frau Oppenheimer und Herrn Bürgermeister Wasserloos. Der Entwurf einer Stiftungsurkunde wird nunmehr der in London weilenden Frau Oppenheimer unterbreitet werden und dürfte sich der endgültige Regelung noch mehrere Wochen hinziehen, Herr Adolf Oppenheimer war ein geborener Nastättener und er hat sein Heimatstädtchen noch einmal besucht, bevor ihn auf der Rückreise nach England im Eisenbahnzug bei Wesel leider zu schnell der Tod ereilte. Wir nehmen auch an dieser Stelle gern Veranlassung, der Familie Oppenheimer öffentlich Dank zu sagen. Möge die Stiftung manche Not lindern und sich bedrängten Familien als ein Segen erweisen! Dieser Wunsch wird in den Kreisen unserer Bürgerschaft wohl allgemein sein und das Andenken an den verstorbenen Wohltäter ständig wach erhalten.

Blaues Ländchen Aktuell KW03-1922

Nastätten, 16. Januar 1922: Glockenprüfung. Am vorigen Montag fand die Prüfung unserer beiden neuen, …. Durch den Glockensachverständigen, Herrn Pfarrer Schilge aus Steinfischbach (Taunus) statt. Dieselbe hatte ein befriedigendes Ergebnis. Die Instimmung der beiden neuen Glocken ist besonders bei der kleineren als gelungen zu bezeichnen ….

Bekanntmachung: Um eine Übersicht zu erlangen, wie weit in diesem Jahre Baudarlehen gewünscht werden und erforderlich sind, bitte isch die Baulustigen, schon jetzt ihre Meldungen bei mir anzubringen. Der Bürgermeister Wasserloos

Oelsberg, 18. Januar 1922: Das seltene Ereignis, dass ein Schaf innerhalb einem Jahr zweimal Zwillingslämmer wirft, kann von hier gemeldet werden. Der Landwirt Heinrich Rasel kann als Besitzer auf solches Muttertier stolz sein …

Nastätten, 20. Januar 1922 – Schinken Diebstahl. Trotz der Bemühungen der Polizei ist bis heute der Schinkendieb noch nicht ermittelt worden. Die Metzgerei Oberländer setzt eine Belohnung von 100 Mark aus. Fräulein Jeannette Aronthal hat den Dieb abspringen sehen, leider aber jedoch nicht erkannt.

Blaues Ländchen Aktuell KW04-1922

Nastätten, 23. Januar 1922. Die 24 Stunden-Uhr wird in diesem Jahr … eingeführt. Diese Neuerung ist für den internationalen Verkehr von außerordentlicher Wichtigkeit. … der Reichsverkehrsminister konnte sich der einheitlichen internationalen Zeit nicht verschließen. … denn es ist ein leichtes für Jeden Menschen, von den Ziffernblättern unserer 12 Stunden Uhr die neue Zeit mit Hilfe einen kleinen Umrechnung abzulesen.

Marienfels, 22. Januar 2021. Die Milchlieferung für Lahnstein lag hier stark im Argen. Die Ungehaltenheit der Ablieferer brachte es mit sich … das die Abgabestelle gewechselt wurde.

Miehlen, 26. Januar 1922. An gestrigen Abend fand im Ratssaale eine Sitzung der Vorstände der Zivil- und Kirchengemeinde statt, wobei der Kirchenbaumeister zugegen war. Herr Baurat Hofmann legte zwei Projekte vor, welche eine Reparatur vorschlagen. … Eine Einigung wurde nicht erzielt, dass Gutachten der der Kirchenbehörde in Wiesbaden soll eingeholt werden.

Blaues Ländchen Aktuell KW05-1922

Stadtverordnetenversammlung am 18. Januar 1922. Eine längere Sitzung der Stadtverordnetenversammlung fand am Samstagabend statt. Der Ortsauschuss für Kriegsbeschädigte wurde durch Zuwahl der Herren Wilhelm Dauer und Paul Müller vollzählig gemacht - Die Neufestsetzung der Preise für Bruchsteine aus dem Steinbruch wurde vertagt - Als Beisitzer zum Wohnungs- und Mieteinigungsamt wurde berufen, Herr Philipp Lamberti, Herr David Fischer und Herr Christian Werner II - Als Nebenbezüge des Gemeindeförsters werden 9 rm Derbholz und 100 Wellen jährlich gewährt - Die Vergütung für die Bullenhaltung wurde auf 2.500 Mark festgesetzt, das Deckgeld soll 25 Mark betragen - Der Gaspreis wird auf 3 Mark je cbm erhöht, da die Produktionskosten der Gasanstalt nicht gedeckt werden - Der Antrag des Sportvereins auf Schaffung eines Sportplatzes fand Zustimmung, als Terrain wird ein Platz auf der Wörschel in Aussicht gestellt.

Bekanntmachung: Die Deckhengste der Station Nastätten werden am 30. Januar 1922 eintreffen. … An Deckgeld sind 330 Mark vor dem ersten Sprung zu zahlen. Der Bürgermeister: Wasserloos.

Blaues Ländchen Aktuell KW06-1922

Oberwallmenach 8. Februar 1922: Schweres Leid hat die Familie des Landwirts Bildhauer von hier getroffen, Beim Holzfällen im Walde ist ihr Ernährer tödlich verunglückt. Er wurde heute unter allgemeiner Beteiligung zu Grabe getragen.

Bettendorf 7. Februar 1922: Großes Jagdglück hatte gestern unser Mitbürger Herr Peter Knab, indem er ein Wildschwein erlegte, welches 11 junge bei sich hatte und ausgenommen 168 Pfd. wog.

Miehlen 8. Februar 1922: Die hiesige Kirchen und Zivilvertretung hielt am 25. Januar ein Sitzung ab. … als Vortragender war Kirchenbaumeister Herr Baurat Hofmann zum Zwecke der Erläuterungen und Pläne zugegen…. Vorentwürfe als Umbauvorschläge. Die Anschließende Aussprache gipfelte schließlich in einem Antrag, die technischen Vorarbeiten … sollen der preußischen Regierung vorgelegt werden, mit der Bitte um baldigen Bescheid an das Pfarramt.

Nastätten 10. Februar 1922: Schwerer Einbruch. Aus dem Güterschuppen der Kleinbahn wurden in der Nacht etwa 2 Zentner Leder, Kisten mit Schuhen, ein Kaffeeballen u.a.m. gestohlen. Eine Ermittlung des Diebes konnte trotz Einsatz des Braubacher Polizeihundes bisher nicht erfolgen.

Blaues Ländchen Aktuell KW07-1922

Nastätten 13. Februar 1922: Nach 15 jähriger Tätigkeit am hiesigen Platze ist ab 1. April Herr Landesoberwegemeister Wolf nach Nassau versetzt. …Zu Gedenken ist insbesondere des ideales Wertes der Straßenneupflasterung der Stadt. Auch die Nachbargemeinde Miehlen verdankt ihm viel Fortschrittliches auf wegebaulichem Gebiet.

Polizeihund: Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, dass in Braubach ein gut ausgebildeter Polizeihund zur Verfügung steht, welcher bei eintretenden Fällen zur Aufdeckung von strafbaren Handlungen herangezogen werden kann.

Bekanntmachung: Dem Arbeiter Heinrich Bonn ist für das Jahr 2022 die Ausnutzung des Steinbruchs im Distrikt Grasselstadt übertragen. Bonn hat die Steine an einheimische Käufer zu 18,00 Mark pro Kubikmeter abzugeben. Der Magistrat: Wasserloos

Vögel im Wintergarten sollen als liebe Gäste betrachtet werden. Sie sind außerordentlich nützlich, denn sie leben jetzt ausschließlich von Insekten und Unkrautsamen. Auch die Spatzen richten im Winter keinen Schaden an, sondern machen sich sehr nützlich. Schädlich wirken die Spatzen überhaupt nur, wenn sie in Massen über Kirchen und Getreidefelder herfallen, wobei sie leichter vertrieben werden können als man annimmt.

Blaues Ländchen Aktuell KW08-1922

Bogel, 20. Februar 1922 Unser seitheriger Bürgermeister, Herr Karl Göller, hat aus gesundheitlichen Gründen nach 16 jährigem wirkungsreichem Dienst sein Amt als Bürgermeister und Ortsgerichtvorsteher niedergelegt. Dieser Schritt wird nicht allein von der ganzen Einwohnerschaft, sondern auch von seinen Kollegen und Vorgesetzten sehr bedauert. Er galt stets als guter Berater und pflichttreuer Beamter, der nur bedacht war, das Wohl der Gemeinde zu fördern.

Getreide-Ablieferung. Alle Landwirte, die mit der Ablieferung von Brotgetreide aus der Ernte 1921 im Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert, das rückständige Getreide bis spätestens 1. März zur Ablieferung zu bringen. Ist bis zu diesem Termin die restlose Ablieferung nicht erfolgt, so bin ich gezwungen, gegen die säumigen Landwirte mit gesetzlichen Zwangsmaßnahmen (Enteignung, …) vorzugehen. Nastätten, 23. Februar 1922. Bürgermeister Wasserloos

Nastätten, 24. Februar 1922. Familien- und Unterhaltungsabend. Am Samstag, Nachmittag 6 Uhr anfangend, veranstaltet die Landwirtschaftliche Schule zusammen mit dem Verein ehemalige Landwirtschaftsschüler einen Familien- und Unterhaltungsabend. Das Volksstück „Die Lieder des Musikanten“ unter Mitwirkung der Strüther Kapelle wird aufgeführt.

Blaues Ländchen Aktuell KW09-1922

Nastätten, 24. Februar 1922 – Sitzung des Schöffengerichtes. Zunächst wurde gegen den Metzger Karl O. von Nastätten verhandelt, … wegen gewerbsmäßigem Ankauf von Vieh ohne … Erlaubnis … es kam zur Freisprechung. Dem Landwirt und Zimmermann Heinrich Spr. aus Weidenbach … weil er ein Schwein schlachten hatte lassen ohne Untersuchung auf Trichinen … das Urteil lautet 15 Mark Geldstrafe. Gegen den Holzhändler Julius K. aus Braubach war Anklage erhoben worden, weil er … aus dem Himmighofer Gemeindewald drei Nadelholzbäume hatte abfahren lassen. … Verurteilung zu 300 Mark Geldstrafe. Der Bäckergeselle Joseph B. hat bei Hofbesitzer Schmelzeisen in Aftholderbach als Knecht dienst geleistet und verschwand am 3. April unter Mitnahme … eines Fahrrades, 1 paar Ledergamaschen, 2 Treibriemen, 1 Paar Schuhe. … den hier begangenen Diebstahl leugnete B. nicht … er habe in Not gehandelt. Das Urteil lautet 4 Monate Gefängnis in Ludwigshafen.

Nastätten, 1. März 1922. Personalien. Justizanwärter Eisenkrämer ist vom Amtsgericht Dillenburg nach Nastätten und Justizanwärter Stier nach Hechingen versetzt worden. Lehramtskandidat Willy Gerheim, Sohn des Oberpostschaffners … hat die Prüfung mit „gut“ bestanden. Gesellenprüfung … für das Bäckergewerbe legte Hermann Kilp seine Gesellenprüfung mit Erfolg ab. Er erhielt die Note „sehr gut“.

Nastätten 1. März 1922. Der Wirteverein Nastätten und Umgebung hat in seiner gestrigen Versammlung folgenden Beschluss gefasst: …. Kostet ab heute das Glas Bier 2 Mark und das sogenannte halbe Viertelchen 3 Mark.

Miehlen 28. Februar 1922. Auf der Fahrt zur Arbeit nach Braubach verunglückte Heinrich Schneider mit dem Fahrrad so schwer, dass er in das Krankenhaus verbracht wurde.

Blaues Ländchen Aktuell KW10-1922

Nastätten, 8. März 1922. Naturfreunde helft dem Verschönerungs- und Verkehrsverein! Gestern Abend tagte im Hotel „Zur Alten Post“ der Verschönerungs- und Verkehrsverein mit einer Hauptversammlung. In den bewegten Zeiten, die bisher herrschten, konnte der Verein seine für unsere Vaterstadt recht segenreiche Tätigkeit nicht entfalten, doch nunmehr ist die Zeit des Wiederaufbaues. Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt. … Neue Aufgaben gibt es in diesem Jahr zu lösen. Neue Schilder und Wegeabzeichnungen sollen angebracht, die Spazierwege, Ruhebänke und Schutzhütten wieder in Stand gesetzt werden, um die herrliche Umgebung unserer Stadt für die Bedürfnisse der Erholungssuchenden Einheimischen und Sommerfrischler ganz besonders nützlich und wertvoll zu machen. Ein dringender Ruf ergeht daher an alle, denen das Wohl der Gesamtheit am Herzen liegt und die Sinn für Schönheit der Natur haben, mitzuwirken am Werke und Schutze dieser gemeinnützigen Einrichtung. …

Bogel, 10. März 1922. Zum Bürgermeister unserer Gemeinde wurde anstelle des verdienstvollen Herrn Göller, der sein Amt freiwillig aus gesundheitlichen Gründen niederlegte, der Landwirt Herr Eduard Maus einstimmig gewählt.

Bogel, 10. März 1922. Bei dem stürmischen Unwetter am Mittwoch wurde am Hotel Ruppmann das Dach teilweise zum Einsturz gebracht. Auch anderwärts hat dieser orkanartige Sturm zu beträchtlichen Schäden an Gebäuden und Bäumen geführt.

Oberwallmenach, 10. März 1922. In der hiesigen Kirche brannte das elektrische Licht gestern Abend gelegentlich zum ersten Male.

Blaues Ländchen Aktuell KW11-1922

Nastätten, 13. März 1922 – Bienenzüchter. Die Zuckerwirtschaftsstelle in Berlin hat an die Imker zur Behebung der augenblicklichen Notlage … 750 Doppelzentner Zucker überwiesen. Der Zucker wird nach der Vorjährigen Völkerzahl verteilt und entfällt auf das Volk 5 1/2 Pfund. Der Bestellung vergesse man nicht, die Bescheinigung des Bürgermeisters beizufügen. Zuckerbestellungen nimmt der Hauptlehrer entgegen.

Nastätten, 15. März 1922 – der hiesige Turnverein gründet eine Damenriege, die unter der Leitung der Lehrerin Fräulein Klies, als neuer Zweig des Vereins ihre Kräfte in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen hofft.

Hunzel, 15. März 1922 – Unser waldreicher Ort lässt zufolge einem Gemeindesvertreterbeschlusse jeder Haushaltung einen Klater Buchenholz zum Vorzugspreis zuteilen.

Miehlen, 17. März 1922 – Gestern Abend fand in der hiesigen Kirche ein Lichtbildvortrag über das Paulinenstift statt, … Ein namhafter Betrag, den die Gemeindemitglieder freudig dargebracht haben, soll die gegenwärtige Not des Paulinenstiftes lindern helfen. Anmerkung: Der Vortrag fand auch in Nastätten, Marienfels, Ruppertshofen, Niederbachheim statt.

Blaues Ländchen Aktuell KW12 und 13-1922

Nastätten 20. März 1922 – Sonnenfinsternis. Der Monat März bringt eine patielle Sonnenfinsternis am 28. März gegen 2,10 Uhr. Sie endet gegen 3,50Uhr

Nastätten 20. März 1922 – Fortbildungsschule. Alle gewerblichen Arbeiter sind ab sofort verpflichtet eine vom Staat anerkannte Berufsschule drei Jahre lang zu besuchen … Schulträger ist die Geminde …

Nastätten 24. März 1922 – Hilfe für das Notleidende Alter. Die unbarmherzige Wucht, mit der sich die Umbildung unseres ganzen Wirtschaftslebens vollzieht, hat ganze Schichten des deutschen Volkes getroffen. Am schwersten aber ringen die alten Leute. … Staats- und Volksvertretung verkennen die Notlage nicht, aber ihre Hilfsmöglichkeiten sind beschränkt. Gegenseitige Hilfe des ganzen Volkes tut hier dringend Not.

Nastätten 27. März 1922 – Stadtverordnetenversammlung. Herr Bürgermeister Wasserloos hielt einen warm empfundenen nachruf für den Verstorbenen Beigeordnetet Seibel … der Haushaltsplan wurde beraten … Einnahmen und Ausgaben belaufen sich auf 2.164.750 Mark … der Gaspreis wird ab 1. April auf 4 Mark pron cbm festgelegt, wobei die Selbstkosten der Gasanstalt damit nicht gedeckt sind … die beschlossene Lustbarkeitssteuerordnung soll auch für die Folge beibehalten werden … der Gesangverein Concordia erhält zum 80 jährigen Stiftungsfest 2.000 Mark … abgelehnt wird der Beitritt zur Wohnungsfürsorgegesellschaft Wiesbaden … als Nachfolger für den verstorbenen Herrn Seibel werden die Herren Kanzleisekretär Karl Maxeiner oder der Buchbindermeister Wilhelm Werner vorgeschlagen … ein Schulvorstand für die neue Fortbildungsschule ist zu wählen, in diesen wurden berufen die Herren Schlosser Peter König, Landwirt Josef Busch und Lehrer Emil Keller.

Blaues Ländchen Aktuell KW14 und 15-1922

Nastätten - Sitzung des Schöffengericht am 31. März 1922: Metzgermeister Josef O. war durch die Polizei eine Probe Fleischwurst entnommen und vom Nahrungsmitteluntersuchungsamt beanstandet worden … zu grßen Zusatz Kartoffelmehl … 100 Mark Geldstrafe; Der Metzger Franz O. hatte in Lautert ein Schwein gekauft ohne einen Schuldschein auszustellen … 30 Mark Geldstrafe; die Erzieherin B. hatte sich bei der Herrschaft in Diethardt mehrfach Diebstähle zu Schulden kommen lassen ..- sie war geständig … 2 Monate Gefängnis.

Miehlen 1. April 1922 – Die Weihe der Gedenktafel ihrer im Kriege gefallenen Sänger fand seitens des Männergesangverein „Liederkranz“ im Saale „Zur Friedenseiche“ statt. …

Miehlen 2. April 1922 – In der heute im „Hotel Früh“ abgehaltenen Versammlung der Ziegenbesitzer wurde beschlossen, für Miehlen und Umgebung einen Ziegenzuchtverein zu gründen, …

Nastätten 5. April 1922 – Simultanschule – In unserer Stadt zirkuliert eine Liste zur Sammlung von Unterschriften, welche die Erhaltung unserer nassauischen Simultanschule (der seit über 100 Jahren bestehenden Volksschule) bezweckt, in welche die Kinder sämtlicher Konfessionen im Religionsunterricht getrennt, aber im übrigen Unterricht gemeinsam unterrichtet werden.

Nastätten 7. April 1922 – Glockeneinholung – Gestern Nachmittag wurden die neuen Glocken der katholischen Kirche (Gewicht 13 Zentner) vom Bahnhofe aus feierlich zum Gotteshaus überführt. …

Blaues Ländchen Aktuell KW16 und 17-1922

Nastätten, 21. April 1922 – Stadtverordnetenversammlung vom 19. April – dem Etat der gewerblichen Berufs- und Fortbildungsschule für das Rechnungsjahr 1922 wurde festgestzt. Schulpflichtig sind nunmehr alle jugendlichen Personen männlichen Geschlechts. Den Bullenhaltern soll für das laufende Vierteljahr eine Teuerrungszulage von 1.500 Mark gewährt werden.

Nastätten, 24. April 1922 – Schöffengericht Sitzung vom 21. April – Metzger Jakob O. von Nastätten hat gegen das Viehseuchengesetz verstoßen. Jakob O, war beschuldigt räudekranke Schafe aus dem Sperrbezirk Nastätten nach Diethardt transportiert zu haben … 80 Mark Geldstrafe; die Arbeiter Emil J, und Ernst R. aus Lierschied waren angeklagt, aus dem Gemeindewald Kasdorf Holz entwendet und den hinzugekommenen Förster falsche Namen genannt zu haben … 50 Mark Geldstrafe für den Diebstahl und 20 Mark wegen falscher Namensnennung.

Nastätten 26. April 1922 – Schutz der Wiesen – Aus den Kreisen der Grundeigentümer hört man berechtigt Klagen über Begehen von Wiesen und Futterfeldern. Das junge Grün, auf dessen Wachstum die Viehbesitzer sehnlichst warten, wird zertreten. … das den schadenbringenden Treiben Einhalt geboten wird.

Blaues Ländchen Aktuell KW18 und 19-1922

Nastätten, 3. Mai 1922 – Beginn der Weideperiode in Aftholderbach. Wie in früheren Jahren soll auch in diesem Jahr in der ersten Maihälfte die Eröffnung der Weide stattfinden. Manchen mag der Auftrieb noch etwas zu zeitig. Wo draußen immer noch der Winter mit dem Frühling kämpft. …

Miehlen, 10. Mai 1922 – Ein ganz eigenartiger Unglücksfall ereignete sich am vergangenen Sonntag auf dem hiesigen Friedhof. Eine in den fünfziger Jahren stehende Frau Christine Clos wurde von einem plötzlich umschlagenden Grabstein derart schwer verletzt, dass die bewusstlos nach Hause getragen werden musste.

Endlichhofen, 9. Mai 1922 – Sonntag in 8 Tagen wird auf unserem Friedhof ein Gedenkstein für die Opfer des Weltkrieges unseres Ortes eingewiehen werden. Herr Steinhauermeister Geisel Ruppertshofen ist mit der Arbeit betraut worden.

Nastätten, 12 Mai 1922 – Vom Rathaus … auf Anregung hin, hat die Kleinbahngesellschaft mitgeteilt, dass auf der Strecke Nastätten – St. Goarshausen zweimal in der Woche und zwar Dienstags und Donnerstags in den neuen Fahrplan aufgenommen werden soll.

Nastätten, 12 Mai 1922 – Das Projekt zur Errichtung eines Schulhauses liegt schon längere Zeit der Regierung vor ohne dass eine Entscheidung bisher getroffen wurde. Der Magistrat wird nunmehr auf baldige Erledigung drängen.

Blaues Ländchen Aktuell KW20-1922

Diese Woche ist der Heimatteil geprägt von der ordentlichen Generalversammlung des „Vorschuss- und Credit-Verein zu Nastätten“ der heutigen „Volksbank Rhein-Lahn-Limburg“

Hier die veröffentlichte Bilanz zum 31. Dezember 1921

Blaues Ländchen Aktuell KW22-1922

Welterod, 22. Mai 1922 – Sonntag Nachmittag ereignete sich zwischen Strüth und Diethardt ein Automobilunfall, der schwer wiegende Folgen hätte nach sich ziehen können. Das Automobil überschlug sich an einer Wegeverbindung und schleuderte die Insassen mit Wucht auf die Landstraße. Außer einem jungen Mädchen von etwas 20 Jahren, das an Kopf und Körper schwere Verletzungen erlitt, kamen die anderen Personen noch verhältnismäßig gnädig davon. Wieder eine Warnung für alle Fahrerer zur Vorsicht.

Endlichhofen, 29. Mai 1922 – Gestern Sonntag fand die feierliche Einweihung des neuen Friedhofes und des von Herrn Geisel, Ruppertshofen gelieferten Gedenksteines statt. …

Nastätten, 24. Mai 1922 – Schöffengericht. In seiner Sitzung vom 19. Mai verhandelte das Schöffengericht zunächst gegen den Metzger Franz O. von Nastätten, der beim Kauf einer Kuh gegen die Bestimmungen über Fleischverfolgung berstoßen hatte. … 150 Mark Geldstrafe. Wegen Vergehen gegen die gleichen Vorschriften wurde der Händler Louis H. aus Geisig zu 200 Mark verurteilt. Der Arbeiter Willi H. von Nastätten hatte sich wegen Diebstahls zu verantworten, erziele jedoch Freisprechung.

Weide Aftholderbach – Der diesjährige Auftrieb erfolgte am 14. Mai. Das Wetter in den ersten Tagen war für die Übergang vom Stall zur weide äußerst günstig. … Aufgetrieben sind 12 Fohlenund 22 Rinder, sämtlich aus dem kreise St. Goarshausen. Die Weide zeigt einen schönen Graswuchs, sodass wohl mit einem günstigen Weidegang gerechnet wird.

Blaues Ländchen Aktuell KW23 und 24 1922

Nastätten, 29. Mai 1922 – Stadtverordnetenversammlung. An Stelle eines zurückgetretenen Mitgliedes wurde Herr Oberpostschaffner Knögel in das Amt als Stadtverordneter eingeführt. Sodann wurde die Regulierung der Abwässer vor der landwirtschaftlichen Winterschule beschlossen.

Nastätten, 31. Mai 1922 – Personalie - Herr staatlicher Hilfsförster und Forstsekretär Dinse ist … zum Förster ernannt worden.

Nastätten Gedenkstein Einweihung – In schlichter und feierlicher Weise vollzog sich am vergangenen Sonntag auf dem hiesigen Friedhof die Weihe des Gedenksteines für die im Weltkrieg gefallenen Helden unseres Städtchens.

Nastätten, 7. Juni 1922 – Frisch, fromm, fröhlich und frei fand sich am 2ten Pfingstfeiertag morgens um 6 Uhr die stattliche Zahl von 60 Wanderlustigen am Kriegerdenkmal ein, um an der Wanderung zur Loreley teilzunehmen. In fröhlicher Stimmung zog die stolze Schar mit Sang und Klang zum Städtchen hinaus.

Nastätten 29. Mai 1922 – Bekanntmachung … mit Wirkung vom Montag wird für den Kreis für Brot und Mehl folgender Höchstpreis festgelegt: Für ein Einheitsbrot aus 85%igem Brotmehl im Gewicht von 1750 Gramm 13 Mark. Der Bürgermeister Wasserloos.

Nastätten 29. Mai 1922 – Bekanntmachung … am Mittwoch mittags um 1 Uhr wird im Rathaus ein gutgenährter Bulle zu Schlachtzwecken öffentlich versteigert. Der Bürgermeister Wasserloos.

Blaues Ländchen Aktuell KW25 1922

Diethardt-Algenroth, den 15. Juni 1922 – Der Weg von Algenroth nach Diethardt wird auf Grund der Wegepolizeiverordnung und im Einvernehmen mit dem Landesbauamt in Oberlahnstein für den Verkehr mit Langholz von über 12 Meter Länge gesperrt.

Nastätten, 16. Juni 1922 – Wie vorauszusehen, hat nach dem Scheitern der Anleihen Verhandlungen ein weiteres Schwanken unseres Wirtschaftslebens eingesetzt. Zu ersehen ist dies zunächst aus dem Barometer des Dollars. Er stieg alsbald und gab damit das Signal zu einer allgemeinen Preissteigerung. Mit einer solchen werden wir denn auch für die kommenden Monate rechnen müssen.

Miehlen, 16. Juni 1922 – Die Kanalisation der Kirchgasse ist jetzt soweit beendet, und wird diese Arbeit von Allen freudig begrüßt. Ebenso werden die Vorteile, die hierdurch entstanden sind, bald hervortreten.

Nastätten, den 19. Juni 1922 – Von Gegenwart und Zukunft. Was nutzen dem werktätigen Volke Lohnerhöhungen, was dem Handwerker und Gewerbetreibenden größere Einnahmen, wenn alles auf den schwankenden Boden einer gänzlich unsicheren Gegenwart und einer noch unsicheren zukunft steht. Die Freude an der Arbeit und dem Schaffen schwindet, die Achtung von dem Wert der gesetzlichen Zahlungsmittel wird ständig geringer und mit Beklemmung lesen wir von der Valutapanik in Österreich. Gehen wir einer gleichen Entwicklung entgegen?

Blaues Ländchen Aktuell KW27 1922

Stadtverordnetenversammlung 1. Juli 1922 – Der im August 1921 verstorbene Herr Adolf Oppenheimer hat letztwillig für die Armen seines Geburtsortes Nastätten eine Geldsumme in Höhe von 150.000 Mark hinterlassen. Die Witwe des Verstorbenen beabsichtigt nunmehr zur Erinnerung und zum dauernden Gedächtnis an ihren Gatten die Einrichtung einer Stiftung unter dem Namen „Adolf Oppenheimer Wohlfahrtsstiftung für Nastätten“. Das Vermögen der Stiftung soll aus dem genannten Kapital bestehen. Die Versammlung nahm Kenntnis von dem Entwurf der Stiftungsurkunde und erklärte sich unter dem Ausdruck des Dankes zur Annahme der Stiftung gern bereit. – Das Pflegegeld für die beiden Gemeindebullen wird auf 8.500 Mark und das Deckgeld auf 25 Mark festgelegt. – Dem Ziegenzuchtverein wird zur Durchführung der Bockhaltung ein Jahreszuschuss von 12.000 Mark gewährt. – Den veränderten Verhältnissen entsprechend wurden verschiedene Besoldungen neu festgelegt. Der Gaspreis beträgt ab 1. Juli 6 Mark pro cbm, die Wassermiete wird um 100% erhöht. – Die Gebrüder Außerehl haben auf ihrem Grundstück am Friedhofsweg ein Sägewerk errichtet und bedürfen noch einer Gasleitung, um den Motor in Betrieb setzen zu können.

Nastätten - Wohnungswesen. Die Geltungsdauer des Wohnungsmangelgesetztes ist bis zum 31. März 1923 verlängert worden.

Kehlbach 5. Juli 1922 – Bei dem am Sonntagabend stattgehabten Gewitter schlug der Blitz in die Scheune des Landwirt Friedrich ohne zu zünden, verbreitete jedoch sehr starker Schwefelgeruch. Der 20 jährige Sohn des Landwirts Maus stand in dem durch einen breiten Fahrweg getrennten Hof und wollte die elektrische Lampe für den Stall andrehen, in dem Augenblick als der Blitz niederging. Der Junge Mann wurde hierbei so getroffen, daß er zusammenstürzte, die ganze Nacht Tobsuchtsanfälle hatte und am heutigen Tag noch vollständig besinnungslos darnieder liegt.

Blaues Ländchen Aktuell KW29 1922

Die Preise steigen. So schwer diese Last aktuell ist, so führt einem der Blick in die Geschichte einmal mehr vor Augen, dass unsere Vorfahren im Blauen Ländchen mit noch größeren Herausforderungen ihren Alltag bewältigen mussten. Die Hyperinflation von 1921 bis 1923 jährt sich gerade zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wurde für das Stadtarchiv auf Basis einer kleinen Spende aus dem Fachhandel das Original eines Kassenscheins erworben, den der Magistrat der Stadt Nastätten über den Wert von einer Million Mark 1923 ausgestellt hatte (siehe Abbildung).

Parallel zu damals ist ein Krieg Mitursache und Treiber der Inflation. Die Hyperinflation war eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs, eine Blase, die fünf Jahre nach der Kapitulation endgültig platzte. Die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs forderten nicht nur Millionen von Menschenleben in den Schützengräben. Sie bedeuteten auch eine immense Kapitalvernichtung in Europa. Das Deutsche Reich musste Kriegsanleihen an die eigene Bevölkerung zurückzahlen und Geld für die Reparationsleistungen an die Siegermächte aufbringen. Um den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, wurde mehr und mehr Geld in Umlauf gebracht. Immer mehr Geld war immer weniger wert. Kostete ein Ei im Juni 1923 bereits 800 Mark, waren es im Dezember 1923 unfassbare 320 Milliarden Mark.

Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde eine neue Währung geschaffen: die Reichsmark. Angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Inflation überdachten die Alliierten ihre Politik gegenüber dem Deutschen Reich. Sie erkannten, dass nur ein wirtschaftlich erstarkendes Deutschland umfassende Reparationszahlungen leisten konnte. Das Startsignal für die berühmten Goldenen Zwanziger. Sie lehren uns, es kommen auch wieder bessere Zeiten.

Blaues Ländchen Aktuell KW29 1922

Nastätten, 17. Juli 1922 – Turnerisches. Auf, auf zum Kampf! So heißt es bei unseren Jungmannen. Frisch, fromm, froh und frei treten am Sonntag in der Turnhalle über 50 Turner und Schüler der Jahrgänge 1904-1909 von dem vom Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen vorgeschriebenen Übungen. …

Hunzel, 17. Juli 1922. Ein bei einem hiesigen Landwirt bedienstetes Mädchenwollte mit ihrem Bruder, welcher ebenfalls hier in Stellung ist, am Sonntagmorgen nach ihrem Heimatort Weyer gehen. Im Walde zwischen hier und Marienfels überraschte sie der Klapperstorch. Als die Mutter zu Hause ankam, war das Kind tot und wird jetzt die gerichtliche Untersuchung klarstellen, ob das Kind bei der Geburt gelebt hat.

Auch 1922 gab es bereit Ratschläge zum Energiesparen „Persil. Reinigt und desinfiziert die Wäsche und bringt durch Mitbenutzung des täglichen Herdfeuers größte Kohleersparnis“

Blaues Ländchen Aktuell KW32 1922

Buch, 26. Juli 1922 – Seit gestern prangen in unserem Feld die ersten Kornkasten. Alle Achtung dem wackeren Bauersmann der damit den löblichen Anfang gemacht, denn hoffentlich bringt das eingedenk der vierten Bitte des Vater Unsers, in Verbindung mit den üppigen Kartoffelfeldern, mehr Beruhigung in unsere Volksseele, als so Manches, was schon seit der Revolution die Zeitungsspalten füllt.

Holzhausen, 31. Juli 1922. Vor der zuständigen Prüfungskommission in St. Goarshausen bestand der Schuhmacherlehrling Willi Fuhr von hier seine Gehilfenprüfung und zwar mit der Note „gut“ und im Praktischen mit „sehr gut“

Nastätten, 4. August 1922. Kohlewirtschaft. Unsere Brennstoffversorgung geht einer schwierigen Zeit entgegen und lässt kaum eine Hoffnung auf Besserung erscheinen. So erweist sich die Monatsförderung im Juni an der Ruhr um etwa eine Million Tonnen geringer als im Mai. … Durch den Verlust von Oberschlesien entgehen der deutschen Kohlewirtschaft für die Folge rund 20% unserer bisherigen Steinkohleförderung. Nach aufgestellten Berechnungen kommt man zu dem überaus traurigen Ergebnis, dass jetzt eine Menge von Rund 39 Mio Tonnen fehlt, wenn unsere Wirtschaft ausreichend mit Kohle versorgt sein soll. Wie unter diesen Umständen unser wirtschaftliches und industrielles Leben aufrecht erhalten bleiben soll, muss der Zukunft vorbehalten bleiben.

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