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Gründung des Zisterzienser - Nonnen-Klosters „Aftholderbach“ in den Gemarkungen Miehlen und Nastätten

von Wilhelm Schmidt

Der Hauch paradiesischen Friedens, ausgestrahlt durch Jahrhunderte von dem Zisterzienser-Nonnenkloster Aftholderbach (1222-1540), liegt auch heute noch über die Vier Höfe-Siedlung Aftholderbach. Um den Hof dehnen sich weithin die Felder und Wiesen. Im Norden und Osten sind diese abgeschirmt und geschützt vor rauen Winden durch hohe Buchenwälder. Auf saftigen Weiden grasen Rinder und Kühe und tummeln sich Pferde aus der Trakehner Zucht der Landwirte Zorn und Schmelzeisen. Von der Höhe dieser friedlichen Siedlung schweift der Blick weit über die fruchtbaren Gefilde des Mühlbachtales mit seinen schmucken Dörfern. Von hier aus gewahrt das Auge auch das „Dachsenhäuser Bäumchen“ auf höchster Erhebung vor dem Rhein- und Lahntal. Es bietet sich ein freier und weiter Blick bis hin zu dem „Grauen Kopf“ bei Zorn im Taunus. Es kam wohl. nicht von ungefähr, dass sich der Zisterzienser-Orden dieses herrliche Fleckchen Erde zur Niederlassung erwählte. In einer flachen Talmulde waren die Klostergebäude erstellt worden, Zisterzienser hatten sich 1118 von den Benediktinern in Frankreich gewännt. In Deutschland gewann der Orden schnell an Ausbreitung. Es entstand daraus auch ein weiblicher Zweig. Vier Nonnenklöster waren zwischen Rhein und Lahn in Tiefental, Aulhausen, Aftholderbach und Gnadenthal bei Dauborn errichtet worden. Als Gründer des Nonnenklosters Aftholderbach gilt Graf Rupprecht V. von Nassau. Der Geschichtsschreiber A. Ullrich hat in der Landes- und Kirchengeschichte des Herzogtums Nassau darüber folgendes niedergeschrieben: „Graf Rupprecht stiftete 1222 in der Nähe von Nastätten ein der heiligen Jungfrau Marie gewidmetes (Zisterzienser) Nonnenkloster, da, wo jetzt der Hof Aftholderbach liegt. Der damalige hier, Erzbischof Dietrich kam, als der neue Klosterbau vollendet war, selbst nach Aftholderbach bestätigte in Gegenwart des Grafen Robert die neue Stiftung und sprach in der hierüber ausgestellten Urkunde die Drohung aus, jeden , der sich dem Nonnenkloster feindlich beweise und dasselbe an seinen Gütern beeinträchtige, von der Kirchengemeinschaft auszuschließen. Das Einweihungsfest ward dadurch noch besonders feierlich, dass die einzige Schwester der Grafen Robert und Heinrich, Beatrix, ebenfalls als Nonne sich einkleiden ließ. Ihr Bruder Heinrich galt als ein kühner und tapferer Ritter, aber auch als frommer Christ. Er wurde als „der Reiche“ bezeichnet. In seinen Ministerialen befanden sich auch die Herren von Miehlen, Rupprecht V. war ein Förderer Christer Werke und ein Mann der stillen Tat. Nach dem Tode seiner Gemahlin war er dem Deutschen Ritterorden beigetreten. Die geschützte Lage des Klosters begünstigte den Obstbau, Wein wurde in dem nahen Wiesental Weinbach auf geschützten Südhängen angepflanzt. Zu dem Kloster gehörten etwa 400 Morgen Besitz, neben Ackerland auch Wälder. Der Nonnenwald lag zwischen Buch und Holzhausen a.d. Haide, Besitzungen hatte das Kloster weiter in Endlichhofen, Oelsberg und Nastätten. Die Leitung des Klosters oblag der Äbtissin. Sie hatte die Klosterordnung und Arbeitseinteilung der Insassen zu überwachen. Mehr Nonnen als das Kloster ernähren konnte, sollten nicht aufgenommen werden. Es war aber ein starker Drang in die Klöster vorhanden. Einmal rührte dieser aus einem religiösen Zug der Zeit und zum anderen war großer Frauenüberschuss vorhanden. Kriege rissen immer wieder Lücken in die Reihen der Männer. Eltern glaubten ihre Töchter daher in den Klöstern wohlverwahrt und versorgt. Zum Verkehr mit der Außenwelt war männliches Personal vorhanden, Aftholderbachs Nonnen betrieben eine intensive Viehzucht, den ausgedehnte Weiden für Pferde- und Rinderzucht waren genügend vorhanden, In den großen Eichenwäldern fanden die Schweine in der Eichelmast reichliche Nahrung. Zwischen den Weidegerechtigkeiten des Klosters und deren der Gemeinde Miehlen gab es manchen Streit auszufechten und zu schlichten. Andererseits profitierten die Viehzucht treibenden Landwirte aus Miehlen und Umgebung doch sehr aus den Zuchten des Klosters. Im 15, Jahrhundert gelangte das Kloster zur höchsten Blüte. Die Nonnen waren Wohltäterinnen. An der Klosterpforte befand sich in einer Nische stets Brot und Wein für Arme. Im Jahre 1544 wurde das Nonnenkloster Aftholderbach aufgelöst. Genuss sucht Eigennützigkeit, Nichteinhaltung der klösterlichen Ordnung und anderes mehr hatten seinen Verfall herbeigeführt. Über Leihe und Erbleihe führte der Weg über verschiedene Besitzer zu dem heutigen privaten Eigentum. Streit ergab sich nach der Auflösung noch oft über Zehnten und Abgaben und Privilegien aus dem Kloster. Das Fundament des Aftholderbacher Besitzes bildeten die rings um das Kloster liegenden Ländereien mit Äckern, Gärten, Wiesen, Weiden und Wald. Durch Jahrhunderte bewirtschafteten die späteren Besitzer aus einer geschlossenen Siedlung den früheren Besitz des Klosters. Mit der Aussiedlung der Landwirte Zorn und Ruppmann an die Ränder der Ländereien wurde die langjährige geschlossene Vier Höfe-Siedlung aufgesprengt und ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Hofes Aftholderbach damit eingeleitet.

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