Das Gelände rund um die evangelische Kirche „Sankt Salvator“
Helmut Steeg (aufgearbeitet Stadtarchiv Nastätten 2025)
Es wurde viel über die ev. „Sankt Salvator“ Kirche in Nastätten geschrieben, jedoch wenig über das Gelände um die Kirche, obwohl auch dies sehr interessant ist. So begab ich Helmut Steeg, mich daran aus den wenigen schriftlichen und mündlichen Quellen einiges zu erfahren, das ein ungefähres Bild der Umgebung der Kirche aus der Zeit ihrer Erbauung bis in die Neuzeit ergibt. Die Kirche steht auf einem Felsnacken mit ursprünglich sehr abschüssigem Gelände. Der Höhenunterschied von der Talsohle, die ebenerdig mit dem Mühlbach ist, bis zum Kirchhof-Gelände sind 3,50m.
Der Beweis, dass in längst vergangener Zeit nahe der Kirche, von Norden nach Süden auf dem abschüssigen Gelände größere Erdaufschüttungen erfolgten, lieferte 1978 ein Zufall. Ein Jahr zuvor wurden im oberen Teil der Römerstraße größere Straßenbaumaßnahmen vorgenommen. Einige Zeit nach diesen Arbeiten sickerte im die Keller einiger Häuser nach der Kirche Wasser ein, besonders stark in das Haus Römerstraße 68. Die Anwohner fühlten sich genötigt eine Sickergrube für eine Pumpe zu graben. Bei den Ausschachtungsarbeiten der Sickergrube wurden fast sensationelle Funde gemacht. Es kamen Tonscherben verschiedenster Art und abgebrochene Zinngabeln und Löffel an den Tag, die in den Erdaufschüttungen waren.
Bei kleineren Straßenarbeiten 1992, in der Nähe des Kirchhof-Eingang stieß man bei Ausschachtung in 62 cm Tiefe-auf Steinblatten, die nach Begutachtung von Architekt Christof Heil als Steinblatten die von einem Weg von der Straße der heutigen Römerstraße, aufwärts zur Kirche führte. Man ging damals zur Kirche hinauf.
Die Mauer vor der Kirche zur Römerstraße und Paul-Spindler-Straße hin, war früher höher und stand in der Mitte der heutigen Straße. Nach Berichten soll die Mauer im frühen 18. Jahrhundert abgelegt und etwas niedriger zur Kirche hin neu errichtet worden sein. Am Kirchhof-Eingang stand in früheren Zeiten ein zwei Stockwerk hohes Schulhaus in dessen Mitte ein Durchgang zum Kirchhof war. Ein Lehrer Schnabel wohnte in dem Schulhaus und beschrieb 1707 das „jämmerliche Gebäude“ wie folgt: „In der unteren Etage des Hauses befand sich kein Zimmer. In der zweiten Etage, zu der eine steile hohe Treppe führte, befand sich zur Straße hin ein Wohnzimmer nebst Schlafzimmer, hinter der Schlafstube befand sich die Küche; hinter der Küche die Schulstube. Unter dem Dach befinden, sich zwei Speicher. Vor dem Haus links liegt ein Stall“. Lehrer Schnabel verstarb in Nastätten 1735 mit 73 Jahren. Es mag wohl sein, dass nach seinem Tod das Schulgebäude abgerissen wurde.
Neben der Kirche, in Richtung Miehlen, lag der ev. Friedhof. Als in den 1840er Jahren der Friedhof fast überbelegt war füllte man ihn so hoch mit Erde auf, sodass man neue Gräber anlegen konnte. Doch auch der „neue“ Totenacker füllte sich in den kommen Jahren sehr schnell, wohl durch den Bevölkerungszuwachs in Nastätten. Der damalige Bürgermeister Heil kaufte eine große Fläche Land, unterhalb des Johannesgraben und lies dort 1874 einen neuen Friedhof anlegen. Die erste Beerdigung mit einem Wilhelm Schütz fand am 6.12.1875 statt. Der alte Friedhof neben der Kirche wurde als ein schöne Anlage mit einigen Ruhebänken und alten Grabsteine gestaltet. Leider musste diese Anlage 1910/11 dem Bau des Gemeinde- und dem Pfarrhaus weichen.
Ein Pfarrer Heusinger der von 1819 bis 1838 Pfarrer in Nastätten war machte sich verdient, dass er in dem der Kirche gehörenden großen Gelände einen Pfarrgarten nach dem Mühlbach zu anlegte, der bis in die Zeit von Pfarrer Weygand genutzt wurde. Der Pfarrgarten wurde durch Verkauf mehrerer Parzellen kleiner und kleiner. Unmittelbar neben dem Haupteingang zu Kirche gab es, solang der beliebte Küster Franz Schreiner seinen Dienst versehen konnte, schöne Anpflanzungen. Ebenso in der Wiese nahe der Kirchhofsmauer nach Süden.