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Aus der Geschichte von Nastätten

Zieht man in der Besiedlungsfrage für den Raum des Rheinischen Schiefergebirges die Erkenntnisse der Vor- und Frühgeschichtsforschung zu Rate, so muss man erfahren, dass gerade unsere Hintertaunushöhen um 1000 v. Chr., in der tiefen Bronzezeit, noch eine über wiegend unwegsame Wald-, Fels-, Hecken- und Sumpflandschaft gewesen waren. Menschliche Besiedlung trugen lediglich das Neuwieder Becken und das Limburger Becken sowie einige Hanglagen der Flusstäler. Zu jener Zeit verlief über unsere Höhenkämme aber immerhin eine prähistorische Fernhandelsstraße, deren Verlauf mit dem der heutigen Bäderstraße weitgehend identisch gewesen sein dürfte. Man transportierte auch damals schon seltene und teure Artikel über weite Entfernungen hinweg zwischen dem Baltikum und dem Mittelmeerraum, etwa Bernstein, Schmuck und luxuriöse Gebrauchsgegenstände aus Bronze.

Wie in den dreißiger Jahren ausgeführte Grabungen in den Hügelfriedhöfen unserer umliegenden Gemeinden ergraben, ist das Grabinventar infolge der chemisch aggressiven Bodenzusammensetzung im Lauf der Jahrtausende völlig zersetzt worden. Lediglich in einem sehr großen Hügelgrab in der Gemarkung Oberwallmenach wurden die Bruchstücke einer sog. „Schnabelkanne“ aus Bronze gefunden. Dieses Grab aber – es war wohl das eines reichen Mannes – gab Aufschluss über das Alter der Hügelgräber auf den Höhen rund ums Mühlbachtal. Sie sind, wie auch die des Nastätter Gräberfeldes, der Späthallstattzeit (um 500 v. Chr.) bzw. der frühen La Tène-Kultur zuzuordnen (ab 450 v. Chr.). – Für die Region des Rheinischen Schiefergebirges wurde in der Forschung die spezielle Bezeichnung der „Hünsrück-Eifelkultur“ geprägt. Träger dieser vorgeschichtlichen Zivilation waren, wie bei der gesamten Hallstatt- und La Tène-Periode, die Kelten. Dass sie sich auch rechts des Rheines ausgebreitet hatten, beweist u.a. die charakteristische Ringwallanlage auf der Loreley. Mithin sind die Hügelgräber im Pfarrhofen um 2500 Jahre alt. Die Kelten fanden auf heutiger Nastätter Gemarkung Wasser und Holz in Hülle und Fülle sowie leicht zu rodende, fast ebene Flächen für die Landwirtschaft; also blieben sie.

Wie neuere Forschungsergebnisse der Frühgeschichte für den mitteldeutschen Raum lehren, erfolgte die „Landnahme“ durch die Germanen der vorrömischen Zeit eher in Gestalt von schrittweiser Durchdringung als durch blutige Eroberung. Die Zeit jedoch, da unsere engere rechtsrheinische Heimat äußerstes Grenzland des römischen Reiches war (ab 89 n. Chr.), sah als bäuerliche Wirtschaftsform nicht die geschlossene Gruppensiedlung, sondern zahlreiche einzelne Meierhöfe, welche die Garnisonen der Limeslager zu versorgen hatten. Diese gingen nach 260, als die Römer sich auf das linke Rheinufer zurückzogen, sämtlich in Wüstung über. Sesshaftigkeit für mehrere Gemerationen war hier während der Wölkerwanderungszeit allerdings kaum möglich. Schon Ende des 3. Jahrhunderts streiften hier Alamannen, oft unter-wegs nach dem reichen Süden oder Westen. Was immer das Gebiet unsere Stadt zuvor gewesen sein mag. Siedlung oder Nutzland – in den Jahrhunderten des Übergangs von Antike zum Mittelalter war es zumeist eine menschenleere Stätte. Das mittelalterliche Nastätten Die Alamannen hatten sich zu Beginn des 5. Jhdts. Land am Oberrhein als Siedlungsgebiet ausgewählt. Bei der Landnahme rivalisierte mit ihnen der Stamm der Franken und gewann schließlich mit seinem König Chlodwig die Oberhand. Unser Raum wurde von den nunmehrigen Herren, den Franken, und Angehörigen der von ihnen unterworfenen kelto-römischen linksrheinischen Bevölkerung neu kolonisiert. Viele Ortsnamen im „Ländchen“ sind fränkischen Ursprungs.

Ins Licht der Geschichte tritt Nastätten, benannt in seiner ältesten Namensform „Nasteden“, mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 893. Dies geschah anlässlich einer Güter- und Abgabenaufstellung der Fürstabtei Prüm in der Eifel, der das Dorf Nasteden damals gehörte. Leider ist uns dieser Codex Prumensis nur in einer nichtsdestoweniger prachtvollen Abschrift des Abtes Caesarius aus dem Jahre 1222 erhalten geblieben und gibt folgende Auskunft über den Stand von 893: „Es gibt in Nasteden 28 Höfe, von wo der volle Zins ausgeht. So ist es bereits gesagt worden. Unter diesen Höfen gibt es 13 Vollhufen und die anderen sind Halbhufen. Es gibt dort auch noch 4 Sklavenhufen. Unverheiratete Männer und Frauen dienen wie oben (bei einem anderen Dorf, Übers.) Genannten. Es gibt dort 2 Mühlen.“ Ein recht ansehnliches Gemeinwesen also – auch im Vergleich zu den meisten anderen in dem Dokument aufgeführten Orten – das bestimmt schon eine Zeit vor 893 existiert hatte. somit ist das Gebiet unseres Städtchens seit weitaus über 1000 Jahren bewohnt von Menschen, denen es gleich uns eine Heimstatt gab. Das Kloster Prüm in der Eifel, im 8. Jhdt. vom merowingischen Kaiserhaus gestiftet, war seinerzeit ungemein begütert. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte verloren die Mönche jedoch nach und nach viele Einkünfte und Besitztümer an beutegierige weltliche Herrn. Wer ihnen ein gut Teil ihres Eigentums nach und nach abjagte, waren Prüms eigene Lehnsmannen: die Grafen von Katzenelnbogen.

In ihren Anfängen stellte dieses Haus nur die Vögte des Klosters in St. Goar und des Klosters Bleidenstadt im Dörsbachtal; im Spätmittelalter hatten sie bereits zum machtvollsten Grafengeschlecht am Mittelrhein gebracht. Die Katzenelnbogener waren große Herrn, so richtig mit Stil (nicht nur) ihrer Zeit: karrieresüchtig und immer auf ihren Vorteil bedacht in der Reichspolitik, prachtliebend und prunkvoll und von keiner Ahnun um die sozialen Nöte und Bedürfnisse der einfachen Menschen beschwert. Wie sonst kann man es erklären, dass die Grafen Diether und Eberhard v. Katzenelnbogen. bei der Aufteilung des väterlichen Erbes ein intaktes Dorf einfach mitten entzwei teilten ? Geimeinsame Nutzung der „Allmende“, des dörfischen Gemeinbesitzes an Flur, Wasser, Wald und Wiesen, bargen im Falle einer Teilung schon genug Konfliktstoff, mussten doch an verschiedene Herrn die Abgaben entrichtet werden. Die Angst vor Übervorteilung im harten landwirtschaftlichen Alltag durch Mitleibeigene jeweils des anderen Herrn musste das soziale Klima in dem Gemeinwesen schwer belasten. Bei Heiratswünschen über die Straße hinweg mussten zwei Herrn befragt werden statt einem. Das im Jahre 1260 also geschlagene Dorf trug den Namen „Nasteden“ und wurde gemäß der Urkunde folgendermaßen in zwei „halfscheyden“ zerschnitten: „Graf Diether erhält … die Hälfte des Dorfes Nasteden, das entlang des Weges, der zur Kirche führt, geteilt worden ist, mit allem Zubehör und Eigenleuten. (-) An den Grafen Eberhard fällt der übrige, untere Teil des Dorfes Nasteden mit allem Zubehör und Eigenleuten.“ An dieser Stelle können nicht alle in der Teilungsurkunde aufgeführten Namen unserer Vor-Mitbürger genannt werden. Es ist leider nur Platz für einige etwa „- Reiner Rauschehecke, Konrad Werner mit Frau und Kindern, Ruckner, Mechthild mit Kindern, Benigna desgleichen, Demut desgleichen, Emercho mit Frau und Kindern, den roten Konrad mit Kindern, Walkun, Heidenreich, Konrad Mundräuber, der Wirt Helwig Ezelin (Eselein) mit Frau und Kindern. Heinrich Murreiner mit Frau und Kindern, Volknand mit Kindern, Liebmund mit Kindern, Osterlind mit Kindern, Stellmacher Anselm mit Frau, Heinrich Willehane mit Kindern, Wibelo, Walich, Hufnagel, Irmtraut, Berthrad“ - und viele andere mehr. Betreffende Urkunde, sozusagen das erste „Einwohnermeldeverzeichnis“, bist uns einige Aufschlüsse über das hochmittelalterliche Nastätten. Teilbar durch einen „Weg, der zur Kirche führt“ – gemeint ist die heutige evangelische Kirche, an deren spätromanischem Turm auch jene schon emporblickten – war es also ein Straßendorf, nicht untypisch für die Zeit und Gegend. Aufgrund der Formulierung im Dokument liegt die Annahme nahe, dass die heutige Römerstraße mit dem erwähnten Weg identisch ist. Unterstellt man für jede der aufgeführten Familien – die Kinderzahl wird in keinem Falle angegeben – zwei Kinder, was ohnehin viel zu niedrig gegriffen ist für mittelalterliche Verhältnisse, so ergibt sich ein Gesamtbevölkerung von ungefähr 250 Seelen. Groß ist die Schar der Ledigen und der Verwitweten beiderlei Geschlechts. Um die Anzahl der Hofhaltungen ungefähr herauszufinden, muss auch in Betracht gezogen werden, dass das einfache Volk des Hochmittelalters im Wohnbereich sehr eng aufeinander lebte. In der arbeitsintensiven Landwirtschaft jener Zeit herrschte starker Personalbedarf; daher kann man von bis zu zehn Personen pro Anwesen bei der Schätzung ausgehen. Die identischen Werte von 893 und 1222 mit insgesamt 32 Hofhaltung dürften mithin auch 38 Jahre später noch aktuell gewesen sein. Etwa fünfzehn bis zwanzig Häuser und Hofreiten dürften den besagten Weg um 1260 auf jeder Seite gesäumt haben; es gab nämlich auch, zusätzlich zu den Bauernhöfen, einige handwerkliche „Betriebe“. die Arbeitsteilung in bestimmte Berufe entsprach den einfachen Bedürfnissen dieser kleinen, sich selbst reproduzierenden Gesellschaft. Es werden genannt: ein Schultheiß, Kürschner, Stellmacher, Schuster, Schäfer und auch ein Gastwirt. Die Müller, obzwar mit Sicherheit existent, werden nicht gesondert aufgeführt. Eines Schmiedes schien man, des für die Landbevölkerung noch teuren und seltenen Eisens wegen, noch nicht bedurft zu haben. - Wie aber mochte sich wohl Nasteden dem Blick der Zeitgenossen dargeboten haben ? Erster Eindruck: es war klein und von gedrungener Bauweise. wie noch eine Urkunde von 1444, also fast zweihundert Jahre später, aussagt, war lediglich das Eigenhaus des Grafen, gepachtet von Kunz Rappaß und seiner Frau Gretchen Mückenschweiß, aus Stein. Für 1260 also kann mit höchster Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass die Kirche das einzige vollsteinerne Gebäude gewesen ist. Sämtliche Bauernhütten hatten rohe Lehmfachwerkwände, die Hofreite wurde jeweils von hölzernen Zäunen eingefriedet. Unbefestigt war der Weg; Brunnen gab es bei dem bekannten Wasserreichtum mit Sichterheit in erforderlicher Kapazität. Hinter den Gärten der westlichen Häuserziele fiel das Gelände zunächst sanft in die nassen Brühlwiesen („bruhle“ 1449) hin ab, um allmählich Richtung Kirche in einen steilen Hang überzugehen, der an den Rändern des Kirchenvorplatzes wohl noch felsig ausgebildet gewesen sein dürfte. Der heutige Lohbach floss unreguliert durch eine Talaue, um weiter oberhalb seines gegenwärtigen Ausgangs in den Mühlbach zu münden. Umsichtig beschnitte Korbweiden an den Ufern könnten das Bild abgerundet haben. Auf Aftholderbacher wie Bogeler Hangseite schließlich erstreckte sich die Feldgewann bis hinauf zu den damals noch nicht so weit zurückgedrängten Waldungen. – Inwieweit seine solche Rekonstruktion den geschichtlichen Tatsachen gerecht werden kann, ist natürlich ungewiss. Eines aber ist sicher: das Leben war hart in Nasteden.

Schicksal des Bauern- und Gewerbeortes der Neuzeit Anno 1479 starben die Katzenelbogener Grafen im Mannesstamm aus. Die sog. „Niedergrafschaft“ auf dem Einrich fiel per Erbvertrag an den Landgrafen Heinrich von Hessen. Da noch anderweitige Erbansprüche bestanden, kam es zu einem Erbfolgestreit, der 1557 mit der Durchsetzung Hessen-Kassels endete. Verschiedene Linien dieses Hauses regierten mit kurzer Unterbrechung bin 1806. Das fünfzehnte, besonders aber das sechzehnte Jahrhundert sah unbeschadet von Streitigkeiten der Feudelherrn die Ortschaft in gewerblicher Blüte. Herstellung und Verschickung „blauer Tuche“ ist bereits für 1462 urkundlich bezeugt; die wirtschaftliche Sonderentwicklung im Vergleich zu den umliegenden Orten wurde also schon in katzenelnbogischer Zeit eingeleitet. Intensiver Flachsanbau, arbeitseilige Verwertung über den örtlichen Bedarf hinaus bis hin zur Einfärbung der gewonnen Tuch für den „Export“ konnte nur dort praktiziert werden, wo neben guten Anbaugebieten auch die übrigen Produktionsvoraussetzungen zur Verfügung standen: Menschen in genügender Anzahl, Sachkenntnis und viel fließendes Wasser. Zu jener Zeit bereits dürfte der Lohbach durch Regulierung und Ausbau des Ufers gemäß den handwerklichen Bedürfnissen (Linnen waschen, färben; auch lohgerben) genutzt und entlang seinem Laufe besiedelt worden sein. An weiteren Gewerbezweigen wären das Gerber- und das Hutmacherhandwerk zu nennen. Die Meister waren jeweils in einer Zunft organisiert und besaßen politisches Gewicht in der Gemeinde. Einen angemessenen Rahmen schuf man im Jahre 1609 mit dem Bauch des Rathauses am dritten Lohbachknie. Allerdings war es nicht das erste Gebäude dieser Art; bereits 1347 in ein Rathaus („spylhus“) erwähnt. Hinweise auf den Standort jedoch gehen aus dem entsprechenden Dokument nicht hervor.

Durch die Greuel des 30jährigen Krieges, von denen Nastätten wie auch der gesamte Landstrich nicht verschont geblieben war, erfuhr das geordnete Leben in ländlichem Wohlstand ein furchtbares Ende. Die Bedrohung an Leib und Eigentum durch die Soldateska wurde im Jahre 1635 so akut, dass die Einwohner des seit 1527 reformierten Nastätten mit ihrem Pfarrer nach Patersberg flohen, das von den hessischen Burgen Reichenberg, Neukatzenelnbogen (Katz) und Rheinfels gedeckt wurde. Im übervölkerten Patersberg, wo es, wie damals überall, an ausreichender Nahrung mangelte, hielt der Tod reiche Ernte. Wieder zurückgekehrt, wurde die Bevölkerung fortwährend durch Dragonerüberfälle terrorisiert. Als schlimmste Geißel jedoch suchte die Pestseuchen von 1636/37 die dahinvegetierende Ortschaft heim. Über 80 Personen starben daran. Sie wurden auf einem gesonderten Gelände, dem „Pestilenzacker“, beigesetzt. Wie für alle Bewohner des Landstrichs bestand für die Überlebenden infolge der häufigen Überfälle und Beitreibung die Nahrung aus Kräutern, Wurzeln, Laub und mitunter gar aus gefallenem Vieh. – Oftmals musste man fluchtartig die Wohnstätten verlassen, um das nackte Leben zu retten. In seiner Chronik des Dreißigjährigen Krieges erzählt Pfarrer Plebanus von Miehlen von einem Nastätter Einwohner namens Franz Scharfrichter, der sich einmal in seinen menschenleeren, verwüsteten Heimatort hineingetraut und von den Lohbachbrücke beim Rathaus einen Hasen geschossen hatte, „dass er in den Bach gebürtzelt. Sey aber ihme hierüber eine solche Forcht ankommen, dass er sich nicht geseumet, sondern von dannen gemacht“. Plebanus kommentiert auch die Situation der Rückkehrer, denen es wohl überall, ob in Miehlen, Nastätten oder Ruppertshofen gleich erging, wenn sie sich aus ihren Schlupfwinkeln hervorwagten: „Ist mit denen, so in soche öde, wüste und leere Dorff, so ach in ihre eigene Wohnheusser kommen, also beschafften dass ihnen viel ängster und bänger darinnen ist als wenn sie allein in einem wilden Wald sind.“

Nach Ende des 30jährigen Kriege (1648) fiel die Niedergrafschaft an die Linie des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels-Rothenburg. Die wenigen Überlebenden im „Vierherrischen“ mussten in zerstörter Ortschaft mit wenig Vieh un auf brachliegenden Feldern von vorn anfangen. Der Boden scheint wohlfeil gewesen zu sein innerhalb der Nastätter Gemarkung des ausgehenden 17. Jhdts. Niederadelsfamilien kauften Land und siedelten sich, aus dem Herrschaftsgebiet des Kurerzbischofs von Trier kommend, in unserer noch dünn besiedelten Ortschaft an – so Peter von Rumlingen und der Freiherr von Sohlern, der auch den 1692 fertiggestellten, neuerdings renovierten Sohlern´schen Hof erbauen ließ. Diese Würdenträger und Untertanen des Erzbischofs von Trier (Sohlern z.B. war Minister) und nach ihnen zugewanderte bürgerliche Familien waren katholisch und wurden in einer bis dahin lutherisch bzw. reformierten Gemeinde ansässig. Das war jedoch kein Problem, da Landgraf Ernst bereits 1652 zum katholischen Glauben übergetreten und vernünftig genug gewesen war, de facto Religionsfreiheit zu gewähren. So konnten alle Bekenntnisse in Nastätten friedlich nebeneinander bestehen.

Dem Gemeinwesen bekamen diese keineswegs allenthalben üblichen Verhältnisse recht gut. Um 1790 zählte die Einwohnerschaft 1055 Seelen. Es bestand auch eine jüdische Gemeinde, deren Haushaltsvorstände Metzger und Kaufleute waren. Überhaupt herrschte große Gewerbevielfalt: 16 Schuster, 10 Müller, 5 Leineweber, 3 Strumpfweber, 6 Bäcker, 3 Metzger, 11 Gastwirte und je einen Bader, Perückenmacher, Schlosser und Maler. Viermal im Jahr wurde damals Kram- und Viehmarkt abgehalten. Im 1970 abgerissenen „Hotel zur alten Post“ befand sich Stationen und Gasthof der Thurn- und Taxis´schen Reichspost; die „Krone“ war der Stützpunkt der lokalen hessischen Postkutschenlinie.

Als Brückenkopf der Armee Napolens, die seit 1794 das linke Rheinufer besetzt hatte, kam die Niedergrafschaft und damit auch die alte landgräfische Oberschultheißerei Nastätten (seit 1795 sogar Sitz eines mit vielfältigen Kompetenzen ausgestatteten Amtmanns) unter französische Herrschaft. Der Wiener Kongress 1814/15 bescherte dem gebeutelten Ländchen abermals einen neuen Herrn: auch die Nastätter wurden nun Untertanen des Herzogs von Nassau.

Seit 1816 ist in den herzoglichen Verordnungen und dem amtlichen Schriftwechsel die Bezeichnung „Stadt“ für Nastätten aufgekommen, zumal es weiterhin Amtsort blieb und 35 Gemeinden kontrollierte. Eine förmliche Verleihung des Stadtrechts ist aber nie vorgenommen worden. Gleichwohl werden sich die damaligen Stadtbürger des neuen Status mit Genugtuung erfreut haben.

Im Jahre 1866 endete die provinziell-reaktionäre nassauische Landeshoheit per Eroberung durch eine andere Macht. Das inzwischen auf ca. 1600 Einwohner angewachsene Städtchen bekam schon wieder – zum vierten Mal innerhalb von 100 Jahren ! – einen neuen Oberherrn: den König von Preußen, Wilhelm I. – Mit den Preußen kam auch ihr Verwaltungssystem. die Kreiseinteilung löste das mittlerweile antiquierte Amtmannswesen ab. Sitz des neuen Landratsamtes wurde St. Goarshausen. Für den Mittelpunktort Nastätten aber war dies keine Katastrophe. Das Schienennetz der Nassauischen Kleinbahn wuchs seit 1899 stetig in drei Himmelsrichtungen; der Zentralbahnhof der Gesellschaft lag in Nastätten. Nicht zuletzt wegen der guten Verkehrsverbindung zum Rhein gründete die Hildener Seidenweberei „Kampf & Spindler“ 1907 hier eine Filiale mit etwa 180 Arbeitsplätzen. Das brunnenreiche Nastätten erhielt um die Jahrhundertwende seine erste Wasserleitung und wurde seit 1903 mit Straßenpflasterung versehen. Der Bau eines Steinkohlegaswerks rundete 1908 die infrastrukturelle Entwicklung ab. Es herrschte gemächliche Konjunktur, was sich schon allein daran ablesen lässt, dass der Stadtsäckel alle öffentlichen Baumaßnahmen – auch dank kluger und vorsichtiger Investitionspolitik der Stadtväter, die stets nur das Bezahlbare zu Ausführung gelangen ließen und bei Bedarf die Tugend der Geduld besaßen – ohne hohe Kapitalaufnahme verkraften konnte. Für unser Städtchen war, pünktlich mit dem neuen Jahrhundert, die industrielle Epoche angebrochen. Provinzielle Ruhe und Beschaulichkeit hielten jedoch, wie die Fotodokumentation beweist, noch lange über jenen Moment vor annähernd 80 Jahren hinaus an, als das erste Kraftfahrzeug übers Nastätter Pflaster holperte und frühe Kunde brachte von der Blechlawine ferner Zeiten.

Nastätten zwischen und nach den Kriegen

Der erste Weltkrieg hatte auch von Nastätten seinen Tribut gefordert. 52 Mitbürger kehrten aus dem Kriege nicht mehr zurück; viele waren noch in Kriegsgefangenschaft, der größte Teil von ihnen ohne Verbindung mit den Angehörigen. – Unser Städtchen, damals noch stark landwirtschaftlich geprägt, war in jeder unmittelbaren Nachkriegszeit fast ausschließlich von Frauen, Kindern und alten Leuten bewohnt. Die wirtschaftliche Not war groß, es fehlte an den alltäglichsten Gütern. In den Großstädten Deutschlands jedoch war alles noch viel schlimmer als auf dem Lande. Hier bestand immerhin noch die Möglichkeit der Nebenherbeschaffung von Lebensmitteln Jedes kleine Fleckchen Erde wurde genutzt, um die kargen Lebensmittelrationen aufzubessern; Freundschafts- und Nachbarschaftshilfe taten ein übriges. Durch die Nassauische Kleinbahn mit ihren Linien nach Zollhaus, St. Goarshausen und Braubach bestand seit der Jahrhundertwende eine Personenverkehrsbindung zu den nächsten Ballungsgebieten. In ihrer Not kamen zahllose Menschen mit den Zügen nach Nastätten und schwärmten in das Umland aus, alles mögliche zum Tausch für Lebensmittel anbietend. Die Kontrollen von Polizei und Militärstreifen der Besatzungsmacht waren natürlich streng und führten oftmals zu Konfiszierungen, so dass die Darbenden mit leeren Händen heimkehren mussten.

Damals lag in Nastätten französische Besatzung, die zunächst aus Marokkanern bestand, welche bad von Franzosen abgelöst wurden. Diese errichteten in der Römerstraße aus Holz ein Siegestor und veranstalteten eine große Siegesparade. Sie kontrollierten das gesamte öffentliche Leben sowie den Personen- und Warenverkehr und zogen erst am 09.09.1919 wieder ab.

Auch Nastätten blieb von den politischen Turbulenzen der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges nicht verschont. Hier taten sich besonders die Separatisten hervor. Die kamen eines Tages auf beschlagnahmten Lastautos in ihren grünen, selbsterfundenen Phantasieuniformen in unser Städtchen und wollten hier die „Rheinische Republik“ ausrufen. Beherzte Bürger schlugen diese Separatisten im wahrsten Sinne des Wortes in die Flucht und hinderten sie an weitern Requirierungen. Sogar einen Landrat hatten die Separatisten eingesetzt, welcher in dem kleinen Häuschen zwischen Reichenberg und St. Goarshausen residierte. Dieser Spuk war aber bald vorbei, und der selbsternannte Landrat Meier verschwand von der Bildfläche, nachdem die preußische Provinzialregierung die Verwaltung des Kreises St. Goarshausen reorganisiert hatte. Besonders bedrückend war die Geldsituation in jener Zeit. Da der Kaufwert der Reichsmark immer mehr schwand, gingen viele Städte und Ortschaften dazu über, eigenes Geld zu drucken, das in der Regel nur innerhalb der Gemarkungsgrenzen verwendet werden konnte. Auch die Stadt Nastätten gab eigenes Papiergeld heraus, um dem Millionen-Milliarden-Dilemma, wenn auch nicht zu entgehen, so es doch erheblich abzumildern. Das Jahr 1923 brachte schließlich den Höhepunkt der Inflation: wer morgens zur Arbeit ging, konnte mitunter abends nur noch eine Schachtel Streichhölzer für seinen Tageslohn kaufen. Insbesondere Arbeitslose und alte Leute waren die Leitragenden dieser Geldentwertung, welche am 1. November 1923 ihr Ende fand. Die von jenem Tag an geltenden „Rentenmark“ brachte wieder geordnete Verhältnisse in den Geldverkehr, und langsam, aber stetig kräftige sich die Wirtschaft.

Die Nachfrage nach Verbrauchsgütern war natürlich beträchtlich. Auch in Nastätten etablierten sich daher eine Reihe neuer Firmen. So gab es eine Schuhfabrik, eine Putzmittelfabrik, ein großes Holzlager, verschiedene Baufirmen und unterschiedliche Handlungen, aber viele von diesen Geschäften überstanden die ersten Jahre der schwachen Konjunktur nicht und mussten alle wieder aufgegeben werden. Stabile Arbeitsplätze waren selten, und die Arbeitslosigkeit wuchs wieder. Lediglich die Seidenweberei Kampf & Spindler sowie die Nassauische Kleinbahn zeigten eine gewisse Beständigkeit. Trotz dieser bedrückenden Notlage waren die Nastätter guten Mutes. Die Schrecken von Krieg und Nachkriegszeit waren vorbei, man lebte wieder auf. Der Wunsch nach kulturellem Leben begann sich zu regen, und entschlossene Frauen und Männer ergriffen die entsprechenden Maßnahmen. Es gründeten sich Vereine und Verbände, Geselligkeit und Vereinsleben wurden groß geschrieben, und man lebte nicht mehr nebeneinander, sondern miteinander. So gab es u.a. 2 Gesangsvereine, etliche Kegelbruderschaften, Turnverein, Sportverein, Kriegerverein, 2 Kirchenchöre, Schwimmverein, den „Kyffhäuserbund“ und nicht zu vergessen seine sehr starke Feuerwehr. Der Sportverein baute sich in der Brückwiese durch den Stau des Heubaches ein erstes Schwimmbad, dem später als Schwimmbad in den Schwaller Wiesen folgte. Der Turnverein errichtet sich in Eigenleistung eine Turnhalle and er Miehlener Straße, und vom Sportverein wurde ein Sportplatz an der Lauterter Straße geschaffen. Im Winterhalbjahr boten diese Vereine Theater- und Tanzveranstaltungen, welche von der Bevölkerung gerne besucht wurden. Die Bahnhofskegelbahn sowie die im Hotel Gruntrum und im Hotel „Zur alten Post“ waren täglich von den verschiedenen Kegelclubs ausgebucht. Vielfältiger Kontakt zu auswärtigen Vereinen führte zu Gegenbesuchen, welche Nastätten mit frohem Treiben erfüllten. Der Gesangverein für auf auswärtige Sängerfeste und hielt selbst solche in Nastätten ab. In Theaterabenden und „lebenden Bildern“ hielt der Kriegerverein die Erinnerung an die schreckliche Kriegszeit und deren Opfer wach.

Das Hotel- und Gaststättengewerbe in Nastätten befand sich zu jener Zeit in einer nie mehr erreichten Blüte: in den Sommermonaten war der Luftkurort von Erholungssuchenden aus den Ballungsgebieten voll ausgebucht. Die Mineralquelle im Schwall, deren Wasser vor dem Kriege 1914 als „Sinaro“-Sprudel in alle Welt verschickt wurde, sowie das neu erbaute Waldschwimmbad und der schöne Nastätter Wald waren Attraktionen für die Kurgäste.

Auch im Stadtparlament zeigte man Initiative, die im Stadtzentrum gelegene alte Schule war nicht mehr zeitgemäß, und man entschloss sich zum Bau einer neuen Schule am Stadtrand, welche 1928 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Diese damals moderne Schule wurde auch von der Zeit überholt und findet heute als Teil des Nastätter Bürgerhauses Verwendung.

Diese produktive Phase unserer Stadtentwicklung, in die auch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den amerikanischen Senator Robert Wagner, einen gebürtigen Nastätter, fiel, erfolgte unter Bürgermeister Brüning.

Trotz steigender Arbeitslosigkeit lebten die Menschen bewusster mit- und untereinander in einer tief empfundenen Lebensfreude. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen kann man also die zwanziger Jahre ruhig als „Goldene Jahre“ bezeichnen.

Überschattet wurde dieses beschauliche Kleinstadtleben von politischen Wirren im Reich, die sich auch bei uns bemerkbar machten. Am 6. März 1927 kam es in Nastätten erstmalig zu einem folgenschweren politischen Zusammenstoß. die christliche und jüdische Geistlichkeit hatte für diesen Tag in das Hotel „Gundtrum“ zu einer Großveranstaltung eingeladen, die unter dem Motto stand: „ Das wahre Gesicht des Nationalsozialismus.“ Unter der Führung des späteren Reichsministers Dr. Ley aus dem Rheinland wurde eine Gegendemonstration organisiert: einheimische Nationalsozialisten, verstärkt durch die 100 Gefolgsleute des Dr. Ley, sprengten die Versammlung und verwickelten die ca. 700 Besucher der Veranstaltung in eine große Schlägerei. Die vier anwesenden Gendarmen wurden niedergeknüppelt. Um seine Kollegen in dieser Situation zu schützen, schoss einer der Gendarmen wahllos in die Menge. ein unbeteiligt dastehender junger Mann aus Singhofen, Wilhelm Wilhelmi, wurde durch einen Schuss in die Stirn tödlich verletzt. Die Nationalsozialisten schlachteten dieses Unglück zu ihren Gunsten auch und machten Wilhelm Wilhelmi zum „Märtyrer“: 1933 wurde die Römerstraße in Nastätten in „Wilhelm-Wilhelmi-Straße“ umbenannt und eine Gedenktafel am Hotel „Guntrum“ angebracht. Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt, und die Römerstraße erhielt wieder ihren alten Namen.

In wirtschaftlicher Hinsicht konnte Nastätten nach der Weltwirtschaftskrise seine eigentlich jahrhundertealte Mittelpunktfunktion wieder neu beleben: es präsentierte sich dem gesamten Umland als gut und gerne besuchtes Markt- und Einkaufszentrum, wo ja seit altersher regelmäßig Vieh- und Krammärkte und auch der jährliche Oktobermarkt abgehalten wurden.

Durch den Tod es evangelischen Pfarrers Lange ergab sich im Jahre 1936 die Notwendigkeit zur Neubesetzung der Pfarrstelle. Aufgrund der politischen Lage ging dies nicht reibungslos vonstatten, es gab nämlich in der evangelischen Kirche zwei konkurrierende Richtungen: die NSDAP-dominierten sog. „Deutschen Christen“ einerseits und die Bekennende Kirche andererseits, die auf strikter Trennung von Politik und Religion bestand und sich gegen die parteiamtlich befohlene Auffassung vom „heldischen Christentum“ stemmte. Dieser „Nastätter Kirchenstreit“ hat die evangelische Kirchengemeinde hart getroffen, denn es herrschte keine Einigkeit mehr in grundsätzlichen Fragen. Beide Kirchenleitungen setzten sich nun gleichzeitig ihren jeweiligen Pfarrer in Nastätten ein: die „Deutschen Christen“ Kirchenleitung Darmstadt als vom Staat bestätigte Kirchenverwaltung schickte Pfarrer Fischer hierher, während der Landesbruderrat der Bekennenden Kirche Pfarrer Brand entsandte. In einem salomonischen urteil wurde von oberster Stelle angeordnet, dass die eine Richtung sonntags vormittags Gottesdienst zu halten habe und die andere sonntags nachmittags. – Nach andauernden kleinen Reibereien kam es am Ostersonntag des Jahres 1938 zum Eklat: nach dem Vormittagsgottesdienst der „DC“ wurde von diesen Kirchentüre zugenagelt, um den Nachfolgegottesdienst der Bekennenden Kirche zu verhindern. Deren Mitgliedern wurde von uniformierter SA der Zutritt zum Kirchengelände rigoros verweigert, was den endgültigen Bruch bedeutete. Die Bekennende Kirche unterhielt nun in verschiedenen Privathäusern bestimmte Räume, um ihren Gottesdienst abzuhalten. Dieser Zustand währte bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Pfarrer und Anhänger der Bekennenden Kirche waren in jener Zeit schweren parteiamtlichen Schikanen und Verfolgungen ausgesetzt.

Im Jahre 1933 hatte Nastätten noch fast 50 jüdische Bürger. Da sie jedoch in noch schlimmerem Maße der Verfolgung ausgesetzt waren, flohen bis Mitte der dreißiger Jahre alle Familien, die das Geld dafür aufbringen konnten, ins Ausland. Die ärmsten Juden, etwa zwanzig an der Zahl, verblieben in ihrer Heimat. Sie wurden in der grausamen Kristallnacht von Fanatikern auf das schändlichste drangsaliert. Nach Misshandlungen wurden sie in die Synagoge getrieben, wo sie die ganze Nacht verbleiben mussten. Ihre Peiniger hatten sich die Gesichter geschwärzt, um unerkannt zu bleiben, wurden jedoch nach dem Kriege in einem aufsehenerregenden Prozess mit erheblichen Strafen belegt. Die in der Kristallnacht demolierte Synagoge wurde von der öffentlichen Hand an einen Privatmann verkauft mit der Auflage, das Gebäude abzureißen. an dieser Stelle erinnert heute eine Gedenktafel an das Geschehen vom 9. November 1938.

Die seit der Aufrüstung und den Okkupationen schwelende Kriegsgefahr hatte sich zu Beginn des Jahres 1939 erheblich verschärft, und die Stimmung unter den Menschen in Deutschland war entsprechend – man kam sich vor, als tanzte man auf einem Vulkan. Hierin findet sich wohl auch die Erklärung für die einmalige Nastätter Fassennacht, wie sie 1939 abgehalten wurde, eine Fassenacht, wie sie noch nie in Nastätten gefeiert wurde und wohl nie mehr gefeiert werden wird. Ab Schwerdonnerstag gab es keine Standesunterschiede mehr, alles duzte sich und grüßte mir verkehrter Hand und mit seinem Elferrat, seinem Pagen, seiner Prinzengarde und seinem Hofstaat ein frohes Regiment in allen Nastätter Gaststätten und Sälen. Auch ein solcher Fassenachtszug wie 1939 wird sich wohl nie mehr wiederholen. Unvergessen bleibt bei den Älteren die Beerdigung der Nastätter Fassenacht nach einem langen Trauerzug durch den Flecken hin zum damaligen Schuttabladeplatz, dem heutigen Postplatz: samt Ordenskissen wurde die Nastätter Fassenacht verbrannt, und des lauten Weinens und Wehklagens war kein Ende. Es scheint heute, als ahnten die Menschen die schwere Zeit, die vor ihnen lag.

Im folgenden September brach dann der Zweite Weltkrieg aus, in dem 133 junge Nastätter Männer ihr Leben lassen mussten und 19 bis heute vermisst bleiben. Die Kriegsjahre waren für die Bürger schwer wie für die meisten Menschen im Lande. Unter dem Druck von Not und Tod lebte jeder sein eigenes Schicksal. Gegen Ende des Krieges wurde unser Städtchen von Bomben und Artillerie schwer geschädigt, und viele Einwohner, Soldaten und Durchreisende mussten dabei ihr Leben lassen. – Doch auch nach Beendigung des Krieges waren noch jahrelang Not, Hunger und Elend an der Tagesordnung, ganz wie zu der Zeit mit welcher dieser Bericht begann. Aber noch einmal haben alteingesessene wie auch neue Nastätter Bürger es vermocht, das heutige Nastätten zu schaffen – diesen Mittelpunkt im westlichen Taunus für Erholung, Freizeit, Bildung und Einkauf, eine Perle zwischen Rhein und Lahn.

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