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Volk und Scholle Juli - September 1942

Der Hollerberg, kurz Holler genannt, erbebt sich in östlicher Richtung von Nastätten Von seinem 360 m hohen Gipfel genießt man eine wundervolle Ausficht auf das im Herzen des Einrichgaues gelegene Städtchen.

Ein altes Männlein, das gerade seine Mittagsrast hält, eine kurze Rast von der schweren Arbeit in dem mageren, felsigen Boden hier oben, erzählt uns eine alte Sage: „Früher hielten unsere Urahnen auch hier Rast. Zur Zeit der Aussaat kam Frau Holle, um den Boden zu segnen. Da fanden sich alle armen Leute ein; denn sie kochte dann hier oben-auf dem Berge ein vorzügliches Mahl. In einem Jahr war gerade sehr trübes Wetter und ein starker Wind wehte von Westen her. Der Teufel, der an der Teufelsmühle hauste, kam, von dem feinen Duft angelockt, eilends herbei, um mitzuessen. Da ihm aber die Zeit zu lange dauerte, ging er an den dampfenden Kessel und blies hinein, dass die heiße Brühe hoch aufspritzte. Dabei verbrannte er sich und der Kessel fiel um; die Kost aber verwandelte in lauter Wackersteine, die den Holler hinunterrollten. So ist der Hollerberg bis heute voller Steine“.

Und nun sollt ihr auch wissen, - so fuhr er fort - warum der Teufel dort unten im Tale haust:

An der Stelle zwischen dem Mordbrückelchen und der Klauser Mühle, da, wo der kurze Bergpfad von Nastätten nach Meillingen führt, stand vor reichlich hundert Jahren eine kleine Mühle. Der Müller war ein mürrischer Mensch, und so kam es, dass sein einziger Sohn schon als Jüngling sein Elternhaus verließ und in der Fremde sein Glück suchte. Viele Jahre waren seitdem vergangen, da klopfte es eines Abends, schon zu später Stunde an die Haustür der einsamen Mühle. Ein müder Wanderer begehrt Einlass und Herberge. Schon wollte man ihn kurz abfertigen. Als er aber versicherte, dass er viel Geld habe und am nächsten Morgen alles gut bezahlen wolle, ließ man ihn ein und gab ihm das Zimmer des verschollenen Sohnes. Kaum war er zu Bett gegangen als der Müller und die Müllerin heimlich das Paket öffneten, dass er ihnen zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Und wie staunten sie, als lauter Gold- und Silberstücke darin waren! Schnell waren sie einig, ihn umzubringen. Gesagt, getan! Die Müllerin machte in der Küche Öl heiß. Leise schlich sie in das Zimmer des schlafenden Gastes und dann schüttete sie ihm das siedende Öl in den Mund, bis er unter furchtbaren Qualen erstickte. Eilends wurde die Leiche hinausgeschafft und verscharrt. Einige Zeit später trafen sie mit dem benachbarten Schwaller Müller zusammen, der sich nach ihrem kürzlich heimgekehrten Sohne erkundigte. - „Er verbrachte den Mittag seiner Ankunft bei uns, um in der Dunkelheit heimzukommen und Euch am nächsten Morgen zu überraschen“ so berichtete er. - Starr vor Schrecken erkannten sie jetzt, dass sie, durch das Gold geblendet, in dem vermeintlichen Fremden ihr eigenes Kind ermordet hatten.

Aus Verzweiflung nahmen sich beide - nachdem sie die Mühle in Brand gesetzt hatten – das Leben. Seitdem hat der Teufel dort seinen Sitz und die Stelle heißt heute noch Teufelsmühle.

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